Startseite Wissenswertes Schilddrüsenerkrankungen Schilddrüsenkrebs
Während Schilddrüsenknoten eine Volkskrankheit sind, ist Schilddrüsenkrebs vergleichsweise selten. Deutlich weniger als ein Prozent aller Schilddrüsenknoten sind bösartig.
Je früher ein Krebs festgestellt und operiert wird, umso besser sind die Heilungschancen. Meist verursacht Schilddrüsenkrebs in sehr frühen Stadien jedoch keine Probleme oder Schmerzen. Erst wenn der Tumor größer ist, erzeugt er Beschwerden, die den Betroffenen darauf aufmerksam machen und Anlass zu weiteren Untersuchungen geben. Auch ein rasches Wachstum eines Knotens kann auf eine bösartige Veränderung hindeuten.
Daher ist das rechtzeitige Herausfiltern krebsverdächtiger Knoten aus der großen Masse der vielen harmlosen Schilddrüsenknoten eine große Herausforderung an die Schilddrüsendiagnostik. Ein erfahrener Arzt kann aus den Befunden von Ultraschalluntersuchung, Blutanalyse und Szintigrafie bereits ein relatives Bösartigkeitsrisiko ableiten.
Zur weiteren Abklärung können weitere Untersuchungen wie z. B. eine Probepunktion mit einer Hohlnadel hilfreich sein. Nicht selten bringt erst die feingewebliche Untersuchung des Knotens durch einen Facharzt für Gewebeheilkunde (Pathologe) definitive Klarheit. Dafür muss das verdächtige Gewebe allerdings operativ entfernt werden.
Von der Gewebeart her lassen sich verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs (Struma maligna) unterscheiden. Am häufigsten sind diese vier Typen vertreten:
Der mit Abstand häufigste Schilddrüsenkrebs ist das papilläre Karzinom. Es gehört zu den differenzierten Schilddrüsenkrebsen. Das bedeutet, dass diese Krebse noch eine gewisse „Verwandtschaft“ mit normalen Schilddrüsenzellen haben und Jod aufnehmen. Diese Eigenschaft kann für die Diagnose und Therapie genutzt werden. Daher wird an die operative Entfernung des papillären Karzinoms ab einer bestimmten Tumorgröße in der Regel eine Radiojodtherapie angeschlossen.
Papilläre Krebse können gleichzeitig an mehreren Stellen in der Schilddrüse auftreten (multifokales Wachstum) und neigen zu Absiedlungen in die umgebenden Lymphdrüsen (Lymphknotenmetastasen). Die konkrete Behandlung richtet sich nach der Größe und dem Stadium des Tumors. Dafür gibt es interdisziplinäre Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften.
Nicht selten werden sehr kleine papilläre Karzinome nur bei der mikroskopischen Aufarbeitung von Operationspräparaten von Strumen quasi zufällig entdeckt (okkultes papilläres Karzinom). Bei diesen kleinen Krebsen ist wegen der exzellenten Heilungsprognose in der Regel weder eine radikale Tumoroperation noch eine Radiojodtherapie erforderlich.
Bei größeren Tumoren über einen Zentimeter Größe und bei gleichzeitiger Entstehung an mehreren Stellen ist in der Regel die komplette Entfernung der Schilddrüse (komplette Thyreoidektomie) einschließlich eventuell befallener Lymphdrüsen erforderlich (therapeutische Lymphadenektomie).
Wenn es keinen Hinweis auf das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen gibt, sollte eine vorsorgliche Lymphdrüsenausräumung (prophylaktische Lymphadenektomie) nur von erfahrenen Operateuren durchgeführt werden. Denn mit einer nachfolgenden Radiojodtherapie steht eine effektive Tumorbehandlung zur Verfügung, mit der eventuell noch verbliebene Tumorreste beseitigt werden können.
Die Heilungschancen hängen vom Tumorstadium und einer guten Primärbehandlung ab, insgesamt sind sie sehr gut bis exzellent. Allerdings sollten insbesondere Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren regelmäßig kontrolliert werden. Falls es doch zu einem Tumorrückfall (Tumorrezidiv) kommen sollten, kann in vielen Fällen erneut operiert und / oder durch eine Radiojodtherapie behandelt werden.
Weitere Informationen zu differenzierten Schilddrüsenkarzinomen können Sie in den wissenschaftlichen Fachaufsätzen von Prof. Dr. Hans Udo Zieren (Fachaufsatz „Aktuelle Konzepte zur Therapie des Schilddrüsenkarzinoms“) oder von Prof. Dr. med. Markus Dietlein (Fachaufsatz „Differenziertes Schilddrüsenkarzinom“) finden.
Das follikuläre Karzinom ist der zweithäufigste Schilddrüsenkrebs. Es gehört ebenfalls in die Gruppe der differenzierten Schilddrüsenkrebse. Follikuläre Karzinome neigen eher zu Fern- als zu lokalen Lymphknotenmetastasen. Ähnlich wie das papilläre Karzinom kann auch dieser Krebstyp Jod speichern und ist daher für eine Radiojodtherapie empfindlich.
Die Behandlung des follikulären Karzinoms richtet sich ganz erheblich nach dem konkreten feingeweblichen Befund. Eine definitive Beurteilung ist nur durch die mikroskopische Analyse des bei einer Operation entfernten Tumorgewebes durch einen Pathologen möglich.
Das follikuläre Karzinom sollte nach Möglichkeit komplett entfernt werden. In günstigen Stadien und Subtypen (minimal-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom) ist die vollständige Entfernung des Tumors ausreichend. Dann muss nicht unbedingt die ganze Schilddrüse entfernt werden und es muss auch keine Radiojodtherapie erfolgen.
Bei weiter fortgeschrittenen Stadien und Subtypen (z. B. breit-invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom) sollten eine komplette Entfernung der Schilddrüse und eine anschließende Radiojodtherapie angestrebt werden.
Die Heilungsprognose hängt vom konkreten Typ sowie Stadium des Tumors ab und ist im Allgemeinen gut. Sollte es trotzdem zu einem Tumorrückfall (Tumorrezidiv) kommen, kann unter Umständen erneut operiert oder durch eine Radiojodtherapie behandelt werden.
Das onkozytäre Karzinom (Hürthle-Zell-Karzinom) galt früher als Variante des follikulären Schilddrüsenkarzinoms und wird heute als eigenständiger Krebstyp geführt. Im Vergleich zum follikulären Karzinom ist die Fähigkeit zur Jodaufnahme deutlich geringer und das Wachstumsverhalten meist aggressiver.
Zur Behandlung sollte nach Möglichkeit eine komplette Schilddrüsenentfernung (komplette Thyreoidektomie) mit einer systematischen Ausräumung der Lymphabflusswege (Lymphadenektomie) in Kombination mit einer anschließenden Radiojodtherapie erfolgen.
Das medulläre Karzinom geht nicht von den Schilddrüsenhormon produzierenden Schilddrüsenzellen (Thyreozyten), sondern von den Calcitonin produzierenden C-Zellen der Schilddrüse aus.
Das Hormon kann als Tumormarker im Blut festgestellt werden. Die krankhafte Erhöhung des Calcitoninspiegels im Blut kann bereits vor einer Operation wichtige Hinweise auf das Vorliegen eines medullären Schilddrüsenkarzinoms liefern.
Die Tumoren nehmen kein Jod auf und sind daher nicht für eine Radiojodtherapie zugänglich. Sie neigen zu frühzeitigen Absiedlungen in die Lymphknoten (Lymphknotenmetastasen).
Bei etwa 15 Prozent dieser Krebse liegt eine vererbte Form vor (familiäres medulläres Karzinom). Daher sollte bei Patienten mit einem medullären Karzinom auch eine genetische Untersuchung erfolgen. Heutzutage ist es möglich, bestimmte genetische Veränderungen beim erkrankten Patienten und unter Umständen auch bei seinen vielleicht noch nicht erkrankten Familienangehörigen festzustellen.
Je nach konkreten Befunden kann es dann sinnvoll sein, dass die Schilddrüse bei Familienangehörigen mit einem hohen genetischen Risiko für ein medulläres Schilddrüsenkarzinom frühzeitig operativ entfernt wird.
Schließlich können medulläre Schilddrüsenkarzinome auch Teil einer komplexen hormonellen Erkrankung sein (multiple endokrine Neoplasie, MEN-Syndrom). Dann können neben dem medullären Schilddrüsenkarzinom gleichzeitig weitere Erkrankungen anderer hormonbildender Organe vorliegen (z. B. Nebenschilddrüse, Nebennierenmark).
Bei der Behandlung des medullären Schilddrüsenkarzinoms sollte die komplette Entfernung des Tumors einschließlich möglicher Absiedlungen angestrebt werden. Wegen der bei Diagnosestellung häufig bereits bestehenden Aussaat in Lymphknoten, beinhaltet das in der Regel auch eine systematische operative Ausräumung der Lymphabstromgebiete (Lymphadenektomie).
Die Heilungsprognose hängt ganz wesentlich vom Ausbreitungsstadium des Tumors und der Radikalität der Primäroperation ab. Bei Patienten mit präoperativ erhöhten Calcitonin-Spiegeln im Blut bieten postoperative Verlaufskontrollen wertvolle Hinweise zum weiteren Verlauf der Erkrankung. Bei einem Tumorrückfall können je nach Befund eine erneute Operation, eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie zum Einsatz kommen.
Bei undifferenzierten oder anaplastischen Karzinomen handelt es sich um eine Gruppe von Krebsen, die keinerlei Gemeinsamkeiten mit normalen Schilddrüsenzellen haben. Radiojod ist wirkungslos.
Diese Tumorart schreitet häufig schnell fort und die Prognose ist nicht ganz so günstig. Nach Möglichkeit sollten auch diese Tumoren einschließlich eventueller Absiedlungen in den Lymphknoten komplett entfernt werden. Alternativ oder zusätzlich kommt eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie infrage.
Andere Krebsarten oder Metastasen anderer Tumore kommen vor, sind aber selten.
Die Symptome beim Schilddrüsenkrebs hängen in erster Linie vom Sitz und der Größe des Tumors ab. In frühen Stadien und bei Tumoren mit günstigen Heilungsraten merkt der Patient häufig gar nichts und die Krebsdiagnose ist quasi ein Zufallsbefund bei einer routinemäßigen Ultraschallkontrolle der Schilddrüse.
Bei weiterem Wachstum und zunehmender Tumorgröße kommt es zu ähnlichen Symptomen wie bei einer gutartigen Schilddrüsenvergrößerung (Struma), also z. B. Räusperzwang, Druck-, Kloß- oder Engegefühl im Hals. Bei fortgeschrittenen Tumoren kann es zu tast- und/oder sichtbaren Knoten und Beulen am Hals, zu Atem- und Schluckstörungen sowie zu Gewichtsverlust und allgemeiner Schwäche kommen. Da die Heilungsraten ganz wesentlich von der rechtzeitigen Diagnose abhängen, sollte auch bei geringen Beschwerden am Hals sicherheitshalber immer auch eine Ultraschallkontrolle der Schilddrüse erfolgen.
Sehr wichtig, denn die Behandlung und die Heilungsaussichten hängen ganz entscheidend von der genauen feingeweblichen Klassifikation des Tumors ab. Am häufigsten sind sogenannte differenzierte Karzinome. Dabei handelt es sich entweder um papilläre oder follikuläre Karzinome. Diese haben noch eine gewisse Ähnlichkeit mit normalen Schilddrüsenzellen und nehmen am Jodstoffwechsel teil. Daher sprechen sie nach der kompletten Entfernung der Schilddrüse in der Regel auch gut auf eine zusätzliche Radiojodtherapie an. Die Heilungschancen sind entsprechend im Allgemeinen sehr gut. Medulläre Karzinome gehen von den Calcitonin produzierenden C-Zellen aus. Diese Tumoren treten manchmal familiär gehäuft oder gleichzeitig auch mit anderen hormonellen Erkrankungen auf (Multiple endokrine Neoplasie = MEN-Syndrom). Gering bis gar nicht differenzierte Karzinome haben nur eine geringe oder gar keine Ähnlichkeit mit normalen Schilddrüsenzellen und wachsen in der Regel aggressiver. Radiojod ist unwirksam. Heilung ist nur durch die komplette Tumorentfernung inklusive möglicher Absiedelungen möglich.
Das kommt ganz auf den konkreten Sitz, die Größe und das Ausbreitungsstadium des Tumors an. In frühen Stadien und bei Tumoren merkt der Patient häufig gar nichts und die Krebsdiagnose ist quasi ein Zufallsbefund bei einer routinemäßigen Ultraschallkontrolle der Schilddrüse. Bei weiterem Wachstum und zunehmender Tumorgröße kommt es zu ähnlichen Symptomen wie bei einer gutartigen Schilddrüsenvergrößerung (Struma), also z. B. Räusperzwang, Druck-, Kloß- oder Engegefühl im Hals. Bei fortgeschrittenen Tumoren kann es zu tast- und/oder sichtbaren Knoten und Beulen am Hals, zu Atem- und Schluckstörungen sowie zu Gewichtsverlust und allgemeiner Schwäche kommen. Da die Heilungsraten ganz wesentlich von der rechtzeitigen Diagnose abhängen, sollte auch bei geringen Beschwerden am Hals sicherheitshalber immer auch eine Ultraschallkontrolle der Schilddrüse erfolgen.
Subjektive Symptome und Vorgeschichte (Anamnese), die Abtastung des Halses durch den Arzt (klinischer Befund), eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und eine Blutanalyse können bereits wichtige Hinweise liefern. Hinzu kommen häufig ein „normales“ Schilddrüsenszintigramm mit Technetium und bei verdächtigen Befunden wie kalten Knoten eventuell auch noch ein sogenanntes Tumorszintigramm (MIBI-Szintigramm). Durch eine ultraschallgesteuerte Probepunktion verdächtiger Knoten mit einer feinen Hohlnadel können Zellen zur zytologischen Untersuchung gewonnen werden (Punktionszytologie). Dabei können methodenbedingt nicht immer alle Fragen endgültig geklärt werden. Daher erfolgt in vielen Fällen die definitive Diagnosesicherung erst durch die pathologische Aufarbeitung operativ entfernter krebsverdächtiger Knoten.
Bei einer bestimmten Krebsart ist das möglich: Das sogenannte medulläre Schilddrüsenkarzinom, auch als C-Zell-Karzinom bezeichnet, kann durch hohe Calcitonin-Werte im Blut festgestellt werden. Calcitonin ist ein Hormon, das in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet wird und das quasi als Gegenspieler des in den Nebenschilddrüsen produzierten Parathormons fungiert und z. B. einen Einfluss auf den Kalzium- und Knochenstoffwechsel hat. Beim medullären Schilddrüsenkarzinom wird unreguliert viel zu viel Calcitonin produziert und in die Blutbahn abgegeben. Kommt es zu einer sehr starken Erhöhung der Calcitoninwerte im Blut, ist das ein möglicher Hinweis auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom, wobei man wissen sollte, dass Männer und Frauen unterschiedliche Grenzwerte haben und es eine Grauzone zwischen der noch gutartigen C-Zell-Hyperplasie und dem medullären Schilddrüsenkarzinom gibt. Andere Krebsarten der Schilddrüse kann man in der Regel nicht ohne Weiteres an Blutwerten erkennen.
Bei vielen Schilddrüsenerkrankungen wird eine gewisse genetische Veranlagung angenommen, auch bei Schilddrüsenkrebsen. Bei einem speziellen Krebstyp, dem medullären Schilddrüsenkrebs oder C-Zell-Karzinom gibt es sogar eine direkt vererbbare sogenannte familiäre Form, deren genetische Veränderungen im Detail bekannt sind und die sich auch schon vor dem Ausbruch des eigentlichen Krebses bei einer genetischen Analyse feststellen lassen. Daher sollten sich Patienten mit einem medullären Schilddrüsenkrebs einer genetischen Untersuchung und Beratung unterziehen. Das kann auch Konsequenzen für blutsverwandte Familienmitglieder (Eltern, Kinder, Geschwister) haben. Denn wenn bei diesen die entsprechenden genetischen Veränderungen nachgewiesen werden, kann die Entstehung eines medullären Schilddrüsenkarzinoms durch die frühzeitige operative Entfernung der Schilddrüse verhindert werden. Für die anderen und viel häufigeren Krebstypen der Schilddrüse sind derartige genetische Analysen derzeit noch nicht verfügbar.
Das ist durchaus möglich, denn Übergewicht (Adipositas) gilt schon länger als ein möglicher Risikofaktor für die Entstehung von Krebs. In einer großen Studie aus Korea von Nguyen mit Einschluss von 173.343 Teilnehmern ab 40 Jahren wurde der Zusammenhang zwischen dem Zustand des Stoffwechsels und der Häufigkeit des Auftretens von Schilddrüsenkrebs untersucht. Als fettleibig galten Teilnehmer ab einem Body-Mass-Index von 25 kg/m² (BMI = Körpergewicht dividiert durch Körpergröße zum Quadrat). Erfasst wurden verschiedene Kriterien wie Blutdruck, Blutfette, Blutzucker und Taillenumfang. Lagen drei dieser Kriterien im krankhaften Bereich, ging man von einem „ungesunden Stoffwechsel“ aus. Die statistische Analyse ergab, dass Frauen mit einem „ungesunden Stoffwechsel“ ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs hatten, bei Männern konnte das allerdings nicht festgestellt werden. Auch das reine Körpergewicht spielte keine Rolle, wichtiger war der Taillenumfang als Indikator für das Bauchfett, dessen Bedeutung für die Entstehung auch vieler anderer Erkrankungen zunehmend in den Blickpunkt rückt.
Das ist möglich, denn die Schilddrüse reagiert sehr sensibel auf radioaktive Strahlung. Mögliche Folgen sind Zellschädigungen bis hin zur Entwicklung von Krebsen. Das gilt insbesondere für die kindliche Schilddrüse. Das belegen z. B. wissenschaftliche Beobachtungsstudien aus Fukushima 12 Jahre nach dem schweren Reaktorunfall. Wie die Organisation „Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) mitteilte, ist davon auszugehen, dass das Risiko für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen bis 25 Jahren im Beobachtungszeitraum etwa um den Faktor 15 (!) angestiegen ist, wobei die Dunkelziffer aus methodischen Gründen eher noch höher liegen dürfte. Deshalb ist es wichtig, seine Schilddrüse bei radioaktiver Strahlung durch eine zeitgerechte und effektive Jodblockade so gut wie möglich zu schützen.
Semaglutid ist ein Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung von Diabetes-Patienten entwickelt wurde. Die Behandlung führt auch bei Nicht-Diabetikern zu einem relevanten Gewichtsverlust. Daher wird dieser Wirkstoff nicht nur von krankhaft Übergewichtigen, sondern auch von eigentlich Gesunden zur gewollten Gewichtsreduktion genutzt. Angesichts beeindruckender Ergebnisse ist ein regelrechter Hype um dieses „Wunder-Abnehmmittel“ entstanden. In tierexperimentellen Untersuchungen ergaben sich allerdings Hinweise, dass dieser Wirkstoff möglicherweise das Risiko für die Entstehung eines medullären Schilddrüsenkarzinoms erhöht. Daher wird Patienten mit einer Vorgeschichte von familiärem medullären Schilddrüsenkrebs von der Einnahme von Semaglutid abgeraten. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Hersteller 2023 aufgefordert, zeitnah weitere Studienergebnisse vorzulegen.
Eine hundertprozentige Sicherheit ist derzeit nur durch die genaue pathologische Untersuchung von operativ entferntem Schilddrüsengewebe möglich. Denn es gibt kaum ein Organ, bei dem die Unterscheidung zwischen gut- und bösartig so schwierig sein kann wie an der Schilddrüse. Das liegt z. B. daran, dass es bei den sogenannten follikulären Neoplasien (Neubildungen) bei der Unterscheidung, ob sie noch gutartig oder schon bösartig sind, häufig auf mikroskopische Details ankommt und man diese methodenbedingt im Zellgewebe, das durch eine Probepunktion mit einer Hohlnadel (Punktionszytologie) gewonnen wird, nicht beurteilen kann. Deshalb muss aber nicht jeder Schilddrüsenknoten operativ entfernt und pathologisch untersucht werden, denn mit den zur Verfügung stehenden modernen Untersuchungsverfahren lässt sich das statistische Krebsrisiko von Schilddrüsenknoten schon relativ gut abschätzen, sodass eine Operation zur definitiven feingeweblichen Klärung in der Regel nur bei krebsverdächtigen oder zweifelhaften Befunden durchgeführt wird.
Das wird in Fachkreisen diskutiert. Während früher grundsätzlich eine radikale operative Strategie mit kompletter Entfernung der gesamten Schilddrüse und einer systematischen Ausräumung der umgebenden Lymphknotenstationen (Lymphadenektomie) angestrebt wurde, ist nach einer Übersichtsarbeit in der chirurgischen Fachzeitschrift „Die Chirurgie“ auch eine individualisierte und häufig dann weniger aggressive und somit komplikationsärmere Therapiestrategie unter Einbeziehung verschiedener tumorbezogener Prognosefaktoren (z. B. präoperativer Calcitonin-Spiegel im Blut, Kapseldurchbruch des Tumors, Desmoplasiegrad) vertretbar.
Quelle: Lorenz K, Machens A, Henning Dralle H (2024): Therapieindividualisierung beim sporadischen und hereditären medullären Schilddrüsenkarzinom. Chirurg 91:1017-1024
Ganz genau kann man das nicht beziffern, und das kommt insbesondere auch auf den konkreten Tumortyp an. Für den häufigsten und insgesamt weniger aggressiven Tumortyp, das papilläre Schilddrüsenkarzinom (PTC), wurde in einer Studie aus den USA der Frage nachgegangen, ob die zeitliche Verzögerung der erforderlichen OP einen Einfluss auf die Heilungsraten hat. Hierzu wurden die Daten von 8170 Patienten mit einem PTC analysiert. Je nach Zeitspanne zwischen Diagnosestellung und OP wurden 3 Gruppen gebildet: 0 – 90 Tage, 91 – 180 Tage, über 180 Tage. Bei einer Nachbeobachtungszeit von 99 ± 53 Monaten hatte die Gruppe mit der kürzesten Zeitspanne die beste, die Gruppe mit der längsten Zeitspanne die schlechteste allgemeine und krankheitsbedingte Überlebensrate. Die Autoren folgern daraus, dass eine Verzögerung der Operation nach Diagnosestellung eines operablen PTC die Gesamtüberlebensrate und die krankheitsspezifische Überlebensrate verschlechtert.
Quelle: Chaves N, Broekhuis JM Fligor S.C. et al (2023): Delay in surgery and papillary thyroid cancer survival in the United States: a SEER-Medicare analysis. J Clin Endocrinol Metab 108: 2589-2596
Mit Hilfe der Arzt- und Kliniksuche finden Sie Ihren Facharzt.