Blutuntersuchungen​

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung können unterschiedliche Blutuntersuchungen Informationen liefern.

Deutsches Schilddruesenzentrum, Schilddruesendiagnostik 1
Im Labor werden die Blutwerte untersucht.

Die wichtigsten Untersuchungen sind:

TSH-Wert

TSH steht für Thyreoidea stimulierendes Hormon – also Schilddrüse stimulierendes Hormon. TSH wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet, ins Blut abgegeben und bewirkt an der Schilddrüse eine vermehrte Produktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Der TSH-Spiegel kann im Blut gemessen werden und gibt einen ersten wichtigen Hinweis auf eine mögliche Schilddrüsenfehlfunktion (Hyper- bzw. Hypothyreose). Wenn sich im Blut zu wenig Schilddrüsenhormone befinden (Hypothyreose), dann wird zum Ausgleich vermehrt TSH ausgeschüttet, um so die Schilddrüse zu mehr Produktion anzutreiben. Bei einem Zuviel an Schilddrüsenhormonen (Hyperthyreose) ist das Gegenteil der Fall und der TSH-Wert im Blut ist verringert (supprimiert). Mit dem TSH-Wert kann bereits frühzeitig eine drohende oder schlafende (latente) Über- bzw. Unterfunktion festgestellt. Das ist der Fall, wenn die Schilddrüsenhormonwerte im Blut (noch) normal sind, der TSH-Wert aber bereits erhöht bzw. erniedrigt ist. Daher ist der TSH-Wert zunächst einmal der wichtigste Suchwert zur frühzeitigen Abklärung eventueller Schilddrüsenfehlfunktionen (Screening-Parameter). Der Wert ist auch sehr wichtig für die Verlaufskontrolle z. B. bei der medikamentösen Therapie einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion. Die genauen Grenzwerte des TSH können in Abhängigkeit vom konkret verwendeten Analyseverfahren ein wenig variieren und werden von jedem Labor genau angegeben. In der Regel liegt der Normalbereich etwa zwischen 0,4 bis 4,0 mU/l liegen.

TSH schwankt im Tagesverlauf

Der TSH-Wert schwankt auch bei Gesunden im Laufe des Tages die höchste TSH-Ausschüttung aus der Hirnanhangdrüse findet in der Nacht zwischen etwa 2 – 4 Uhr statt, dann sind die TSH-Werte im Blut am höchsten. Umgekehrt sind sie zwischen etwa 18 – 20 Uhr am niedrigsten. Die Schwankungsbreite kann bis zu 30% betragen. Das sollte bei der Interpretation der Befunde und bei möglichen Schwankungen berücksichtigt werden.

TSH-Wert verändert sich im Laufe des Lebens

Der TSH-Wert verändert sich im Laufe des Lebens. So benötigen Säuglinge und Kleinkinder benötigen für ihre Entwicklung viele Schilddrüsenhormone und haben deshalb im Vergleich zu Erwachsenen auch höhere TSH-Werte. Im Laufe des Lebens steigt der TSH-Wert dann mit zunehmendem Alter wieder an. Man vermutet, dass die alternde Schilddrüse mehr hormonellen Antrieb in Form von TSH benötigt, um den Körper mit einer ausreichenden Menge an Schilddrüsenhormonen zu versorgen. Als Faustregel können bei über 65-Jährigen asymptomatischen Patienten TSH-Werte bis etwa 7 mU/l erst einmal toleriert und kontrolliert werden.

T3/T4-Werte

T4 ist die Abkürzung für Thyroxin, also das Schilddrüsenhormon mit 4 Jodatomen. T3 ist die Abkürzung für das Schilddrüsenhormon Trijodthyronin mit nur 3 Jodatomen. Im Blut ist der Großteil der zirkulierenden Schilddrüsenhormone an Transporteiweiße gebunden und in dieser Bindung nicht wirksam. Bei den routinemäßigen Blutkontrollen wird vom Arzt in der Regel nur das freie und somit wirksame T4 und T3 bestimmt. Die Abkürzung für freies Thyroxin ist fT4 die für freies Trijodthyronin fT3 (Normalwerte fT4 = 0,8 -1,8 ng/dl, fT3 = 2,0 – 4.4 ng/ml).

Antikörper

Antikörper sind vom Körper gebildete Eiweißmoleküle, die ihm eigentlich helfen sollen, sich gegen unerwünschte Eindringlinge (z. B. Bakterien, Viren) zur Wehr zu setzen. Schilddrüsenantikörper sind entsprechend Antikörper gegen bestimmte Strukturen in der Schilddrüse. Diese Antikörper gegen eigentlich gesunde Schilddrüsenstrukturen werden fälschlicherweise aus letztlich nicht bekannter Ursache gebildet und können an der Schilddrüse zu ganz unterschiedlichen Schäden führen. Die entsprechenden Erkrankungen bezeichnet man als Autoimmunerkrankungen. Die häufigsten Vertreter an der Schilddrüse sind der M. Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis. Die verschiedenen Antikörper kann man im Blut bestimmen. Für den M. Basedow ist vor allem der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK), für die Hashimoto-Thyreoiditis der Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) typisch. Es gibt aber auch Überschneidungen und Mischformen, und es gibt Menschen, bei denen zwar Schilddrüsenantikörper im Blut nachweisbar sind, bei denen aber keine Schilddrüsenerkrankung feststellbar ist. Daher muss bei der Bewertung der Einzelwerte immer auch die gesamte Befundkonstellation berücksichtigt werden.

TPO-AK

TPO-AK ist die Abkürzung von Thyreoperoxidase-Antikörper. Die Thyreoperoxidase ist ein Enzym, das sich in den Schilddrüsenzellen befindet und das ganz wesentlich an der Synthese der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. TPO-AK sind vom Körper produzierte Abwehrstoffe gegen das körpereigene Enzym Threoperoxidase. Die konkreten Ursachen für diese Fehlproduktion sind bislang unklar. Der Spiegel der TPO-AK kann im Blut bestimmt werden, der Normalwert variiert je nach konkreter Bestimmungsmethode und liegt bei Immunoassays bei < 34 IUL/ml. TPO-AK können an der Schilddrüse verschiedene Erkrankungen hervorrufen. Erhöhte TPO-AK gelten als charakteristisch für eine Hashimoto-Thyreoiditis, sie werden aber auch bei 60-70% der Basedow-Patienten und sogar bei etwa 5% der Menschen ohne eine bekannte Schilddrüsenerkrankung gefunden. TPO-AK sind daher ein wichtiger Puzzlestein der Schilddrüsendiagnostik, der Wert alleine für eine bestimmte Diagnose noch nicht beweisend.

TRAK

TRAK ist die Abkürzung von TSH-Rezeptor-Anti-Körper. TSH-Rezeptoren befinden sich in der Wand der Schilddrüsenzellen und sind quasi die Andock-Station für das Hormon TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon). TSH wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und stimuliert die Produktion von Schilddrüsenhormonen. TSH-Rezeptor-Antikörper sind aus bislang ungeklärter Ursache fälschlicherweise vom Körper produzierte Antikörper gegen diese TSH-Rezeptoren. Sie besetzen und stimulieren die TSH-Rezeptoren, sodass zu viel Schilddrüsenhormone gebildet werden und es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommt (Immunhyperthyreose). Die TRAK-Werte können im Blut gemessen werden (negativ < 1,0 mU/l, grenzwertig 1,0 – 1,75 mU/l, positiv > 1,75 mU/l). Eine deutliche Erhöhung ist charakteristisch für den M. Basedow. Erhöhte TRAK-Werte sind nicht nur wichtig für die Erstdiagnose eines M. Basedow, sie sind auch für die Prognoseabschätzung und Verlaufskontrolle hilfreich. Manchmal können etwas erhöhte TRAK-Werte zudem bei Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis und auch bei eigentlich schilddrüsengesunden Menschen gefunden werden.

TG-AK

TG-AK ist die Abkürzung für Thyreoglobulin-Antikörper. Diese richten sich gegen das Schilddrüsenmolekül Thyreoglobulin (s. u.) und können im Blut bestimmt werden. Der Normalwert schwankt je nach konkreter Analysemethode und liegt bei Immunoassays bei < 100 IU/ml. Eine krankhafte Erhöhung der Blutspiegel findet sich häufig bei Autoimmunerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis, beim M. Basedow, bei Schilddrüsenkrebsen und auch bei Erkrankungen außerhalb der Schilddrüse. Eine Erhöhung der TG-AK ist nicht spezifisch für eine bestimmte Erkrankung. TG-AK können zu einer Erniedrigung der Blutspiegel von Thyreoglobulin führen und den Aussagewert dieser Spiegel z. B. in der Krebsnachsorge reduzieren (s. u.). Aus diesem Grunde werden die TG-AK bei entsprechenden Thyreoglobulin-Kontrollen gerne mitbestimmt.

Thyreoglobulin

Thyreoglobulin (TG) ist ein komplexes Eiweißmolkühl, das sich in den Schilddrüsenzellen befindet und das ganz wesentlich an der Bildung und Freisetzung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Normalerweise befindet sich nur wenig TG in der Blutbahn. Bei Autoimmunerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis oder dem M. Basedow, bei Entzündungen sowie bei gut- und bösartigen Tumoren kann TG vermehrt aus der Schilddrüse austreten und zu einer Erhöhung der TG-Spiegel im Blut führen. Für die Primärdiagnostik verschiedener Schilddrüsenerkrankungen haben erhöhte TG-Spiegel keine Beweiskraft. Anders ist das bei der Krebsnachsorge, da nachweisbare TG-Spiegel im Blut das Vorhandensein von Schilddrüsengewebe beweisen. Wenn z. B. bei differenzierten Schilddrüsenkrebsen alles Schilddrüsengewebe operativ entfernt und durch eine zusätzliche Radiojodtherapie zerstört wurde, können relevante oder ansteigende TG-Spiegel im Blut ein frühzeitiger Hinweis auf einen Tumorrückfall sein.

TRH-Stimulations-Test

Bei diesem Verfahren wird vor allem die Funktion des Regelkreises zwischen Gehirn und Schilddrüse kontrolliert. TRH ist ein im Gehirn produzierter Botenstoff, der auf die Hirnanhangdrüse einwirkt, die wiederum die Schilddrüse steuert. Nach Gabe von künstlichem TRH werden im Blut Konzentrationsveränderungen des TSH gemessen, was wiederum Rückschlüsse auf verschiedene Krankheiten ermöglicht.

Calcitonin

In der Schilddrüse liegen auch die sogenannten C-Zellen, die das Hormon Calcitonin produzieren. Anders als die eigentlichen Schilddrüsenhormone reguliert das Calcitonin vor allem den Knochen-, Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und fungiert quasi als Gegenspieler des Parathormons, das wiederum in den kleinen Nebenschilddrüsen produziert wird. Eine krankhafte Erhöhung des Calcitonin-Spiegels im Blut kann ein Hinweis auf ein mögliches C-Zell-Karzinom sein. Das C-Zell-Karzinom wird auch als medulläres Schilddrüsenkarzinom bezeichnet.

Bewertung der Befunde

Bei allen Blutuntersuchungen ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, dass nicht die reinen Testergebnisse an sich, sondern eine medizinisch fundierte Bewertung in Zusammenschau aller Befunde entscheidend ist.

Neben natürlichen Schwankungen (z. B. während der Schwangerschaft) können die Testergebnisse auch durch schilddrüsenunabhängige äußere Faktoren wie etwa die Einnahme von Schmerzmitteln mit Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin), Kortisonpräparate oder die Antibabypille beeinflusst werden. Dies sollte in einem ausführlichen Patientengespräch zur Sprache kommen.

Häufige Fragen

Das ist möglich, denn es gibt mittlerweile auch Selbst-Tests zur Bestimmung verschiedener Schilddrüsenwerte. Einfachere Test-Verfahren wie z. B. zum Aufdecken eines erhöhten TSH-Spiegels als Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann man komplett selbstständig zu Hause durchführen. Bei umfangreicheren Tests, mit denen mehrere verschiedene Schilddrüsenwerte bestimmt werden können, erfolgt die Analyse in einem richtigen Labor. Dann nimmt man sich selbst ein wenig Blut aus der Fingerbeere ab, gibt ein paar Blutstropfen auf ein mitgeliefertes Medium und sendet dieses mit einem meist vorgefertigten Umschlag an ein medizinisches Labor. Von diesem erhält man dann seine Ergebnisse. Manche Labore liefern neben den reinen Daten auch Erklärungen und Empfehlungen zum weiteren Vorgehen mit. Die Selbst-Tests werden in der Regel nicht von den Krankenkassen bezahlt.

Nein, denn bei vielen primär strukturellen Schilddrüsenerkrankungen wie z. B. Vergrößerung (Struma), Knotenbildung oder Krebs können ganz normale Blutwerte vorliegen. Es ist daher nicht möglich, eine Schilddrüsenerkrankung alleine durch eine Blutanalyse festzustellen oder auszuschließen. Daher gehört zu jeder Basisuntersuchung der Schilddrüse immer auch eine Ultraschalluntersuchung. Bei dieser können viele wichtige Befunde wie Größe, Gewebebeschaffenheit oder Knoten festgestellt werden.

Das kann man nicht pauschal beantworten. Das kommt immer auf die konkreten Befunde und evtl. Beschwerden des einzelnen Patienten an. So sind z. B. bei der medikamentösen Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mit Thyreostatika am Anfang häufig Blutkontrollen in Abständen von etwa 2 – 4 Wochen sinnvoll. Nach Beginn oder nach Änderung der Dosis einer Hormontherapie mit Thyroxin z. B. bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), nach einer Schilddrüsen-OP oder nach einer Radiojodtherapie wird in der Regel eine erste Blutkontrolle etwa nach 4 bis 6 Wochen durchgeführt. Bei einer guten Einstellung und unauffälligem Verlauf sind dann häufig Kontrollen alle 6 – 12 Monate ausreichend.

Das kann ganz verschiedene Ursachen haben und ist häufig ganz normal. Denn Schilddrüsenhormone sind im Prinzip Energielieferanten für viele Gewebe und Organe und deren Energiebedarf schwankt nun mal je nach körperlichen und seelischen Belastungen. Der Energiebedarf des Körpers ist z. B. in der Wachstumsphase, der Schwangerschaft oder beim Kampf gegen schwere Erkrankungen erhöht und z. B. in der Nacht oder sonstigen Ruhephasen erniedrigt. Alle diese Faktoren können sich auch auf verschiedene Schilddrüsenwerte auswirken. Die Schilddrüsenwerte können sich auch im Verlauf bestimmter Schilddrüsenerkrankungen verändern. Bestes Beispiel dafür ist die Hashimoto-Thyreoiditis: Je nach Entzündungsaktivität und Krankheitsstadium können die Schilddrüsenhormone im Blut schwanken und normal erhöht oder erniedrigt sein. All das sollte bei der richtigen Interpretation der Schilddrüsenwerte berücksichtigt werden.

Antikörper sind vom Körper gebildete Eiweißmoleküle, die ihm eigentlich helfen sollen, sich gegen unerwünschte Eindringlinge (z. B. Bakterien, Viren) zur Wehr zu setzen. Schilddrüsenantikörper sind entsprechend Antikörper gegen bestimmte Strukturen in der Schilddrüse. Diese Antikörper gegen eigentlich gesunde Schilddrüsenstrukturen werden fälschlicherweise aus letztlich nicht bekannter Ursache gebildet und können an der Schilddrüse zu ganz unterschiedlichen Schäden führen. Die entsprechenden Erkrankungen bezeichnet man als Autoimmunerkrankungen. Die häufigsten Vertreter an der Schilddrüse sind der M. Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis. Die verschiedenen Antikörper kann man im Blut bestimmen. Für den M. Basedow ist vor allem der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK), für die Hashimoto-Thyreoiditis der Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) typisch. Es gibt aber auch Überschneidungen und Mischformen, und es gibt Menschen, bei denen zwar Schilddrüsenantikörper im Blut nachweisbar sind, bei denen aber keine Schilddrüsenerkrankung feststellbar ist.

Das ist durchaus möglich. Zunächst muss festgehalten werden, dass Schilddrüsenhormone zwar auch einen wichtigen Einfluss auf Stimmung und Psyche haben, aber nicht alle Schwankungen und Störungen sind der Schilddrüse anzulasten. Es kann aber trotz optimaler Blutwerte sein, dass die Wirkspiegel der Schilddrüsenhormone im Gewebe zu niedrig sind und dadurch Organfunktionen beeinträchtigt werden. Dann kann es dazu kommen, dass Patient:innen trotz guter Schilddrüsenwerte im Blut unter Symptomen einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder depressiven Stimmungslagen leiden. Mögliche Gründe für dieses Phänomen sind Fehlfunktionen von sogenannten Transportern und Rezeptoren, die die Schilddrüsenhormone vom Blut in die Körperzellen schleusen sollen. Deren Funktion und die tatsächlichen Wirkspiegel im Gewebe können mit den bislang verfügbaren Bluttests leider (noch) nicht bestimmt werden. Bis solche Verfahren im klinischen Alltag eingesetzt werden können, ist man auf die bestehenden Methoden angewiesen und muss aus diesen das Beste daraus machen.

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