Auswirkungen der Schilddrüse auf die Psyche

So klein das Organ Schilddrüse auch sein mag, so groß ist doch sein Einfluss auf Körper und Psyche. Die in der Schilddrüse produzierten Schilddrüsenhormone beeinflussen nicht nur organische Vorgänge wie Herz, Kreislauf, Verdauung oder Wachstum, sondern aktivieren auch den Stoffwechsel der Nervenzellen und die Gehirntätigkeit. Somit hat die Schilddrüse auch einen erheblichen Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht des Menschen.

Was haben Psyche und Schilddrüse miteinander zu tun?

Vereinfacht ausgedrückt wirken Schilddrüsenhormone wie Energielieferanten auf verschiedene Gehirnstrukturen. Daraus kann man sich relativ leicht auch die psychischen Folgen einer Über- oder Unterfunktion ableiten. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) laufen viele Hirnprozesse überschießend, also zu schnell und zu stark ab. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist das Gegenteil der Fall. Daher ist sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) als auch eine Schilddrüsenüberfunktion mit psychischen Symptomen gekoppelt. Beide Funktionsstörungen führen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Ist das psychische Gleichgewicht gestört, wirkt sich dies auch auf das körperliche Wohlbefinden aus. Das Spektrum der Symptome ist dabei ausgesprochen vielfältig.

Psychische Folgen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Kann eine Schilddrüsenüberfunktion bis zu Wesensveränderungen führen?

Bei der Schilddrüsenüberfunktion befinden sich zu viele Hormone im Regelkreis. Betroffene sind häufig nervös, schreckhaft und leicht erregbar bis aggressiv. Es fällt ihnen schwer, sich zu entspannen, sie schwitzen schnell, haben Schlafstörungen, Herzrasen oder Vorhofflimmern. Oftmals zittern die Patienten auch stark. Viele klagen über Durchfälle, starken Gewichtsverlust, Müdigkeit und Schwäche. Symptome wie beispielsweise das Schwitzen können leicht mit den Anzeichen der Wechseljahre verwechselt werden.

Bei einer Hyperthyreose können sogar akute psychotische Symptome auftreten, die bis zur Einweisung in die Psychiatrie führen können. Es gibt auch Überschneidungen mit primär psychiatrischen Krankheitsbildern, sodass es bei einer Hyperthyreose zu einer Verstärkung psychischer Symptome kommen kann. Daher sollte bei entsprechenden Symptomen immer auch an die Schilddrüse gedacht und die Schilddrüsenfunktion abgeklärt werden. Hyperthyreosebedingte psychische Symptome bessern sich nach erfolgreicher medikamentöser Behandlung der Überfunktion meist innerhalb weniger Wochen bis Monate.

Psychische Folgen einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Kann eine Schilddrüsenunterfunktion bis zu Wesensveränderungen führen?

Im Fall einer Schilddrüsenunterfunktion klagen Betroffene häufig über depressive Verstimmungen, Apathie, Interessenlosigkeit, schnelle Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Die Gefühlslage kann sehr schwankend sein und im Extremfall über Wahnvorstellungen bis hin zu Suizidgedanken reichen. Zu den körperlichen Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion zählen Gewichtszunahme, langsamer Herzschlag, verlangsamte Reflexe und eine verminderte Libido. Bei etwa 50 – 90 % der Hypothyreosepatienten können zusätzlich geistige Funktionseinschränkungen wie Aufmerksamkeits-, Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen, verlangsamte Gedankengänge, Initiativlosigkeit, Stumpfheit oder Lethargie festgestellt werden. Depressive Zustände in unterschiedlichen Ausprägungen treten bei etwa 40 – 50 % der Hypothyreosepatienten auf. Die ätiologische Abgrenzung zu primär psychiatrisch-neurologischen Krankheitsbildern ist mitunter schwierig, Überschneidungen kommen vor. Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, ob eine Hypothyreose an sich ein Risikofaktor für das Auftreten bestimmter psychiatrischer Erkrankungen ist. Verschiedene Studien kamen hier zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen.

Da sich die Schilddrüsenunterfunktion oft sehr langsam und schleichend entwickelt, werden die Symptome leicht übersehen und die Diagnose meist auch erst spät gestellt. Außerdem wird die Hypothyreose – vorwiegend als Folge der Autoimmunthyreoiditis Typ Hashimoto – mit zunehmendem Lebensalter immer häufiger, weshalb die Symptome nicht selten fälschlicherweise dem Alter zugerechnet werden. Bei entsprechenden psychischen und geistigen Symptomen sollte daher immer auch an die Schilddrüse gedacht und die Schilddrüsenfunktion abgeklärt werden. Hypothyreosebedingte psychische Symptome bessern sich nach erfolgreicher medikamentöser Behandlung der Unterfunktion meist innerhalb weniger Wochen bis Monate.

Postpartum-Thyreoiditis

Eine weitere Risikogruppe stellen auch Frauen nach der Geburt eines Kindes dar. Bei circa vier Prozent entwickelt sich durch die hormonellen Umstellungen nach der Entbindung eine sogenannte Postpartum-Thyreoiditis mit erhöhten Schilddrüsenantikörperwerten und Funktionsstörungen der Schilddrüse. Diese können von Depressionen begleitet sein. Bei anhaltender Abgeschlagenheit und starken Stimmungsschwankungen sollte daher auch an die Schilddrüse als mögliche Ursache gedacht werden.

Bei starken Stimmungsschwankungen und anderen Symptomen sollte deshalb immer auch die Schilddrüse als Auslöser in Betracht gezogen werden. Patienten mit psychischen Problemen sollten unbedingt untersuchen lassen, ob ihre Beschwerden organische Ursachen haben. Eine rechtzeitige und richtige Behandlung kann Betroffenen einen langen Leidensweg ersparen. Schilddrüsenfunktionsstörungen gehören zu den heilbaren Krankheiten. Durch die richtige Behandlung und gute hormonelle Einstellung können sich die seelischen Vorgänge und Befindlichkeit wieder normalisieren.

Häufige Fragen

Das ist durchaus möglich. Zunächst muss festgehalten werden, dass Schilddrüsenhormone zwar auch einen wichtigen Einfluss auf Stimmung und Psyche haben, aber nicht alle Schwankungen und Störungen sind der Schilddrüse anzulasten. Es kann aber trotz optimaler Blutwerte sein, dass die Wirkspiegel der Schilddrüsenhormone im Gewebe zu niedrig sind und dadurch Organfunktionen beeinträchtigt werden. Dann kann es dazu kommen, dass Patient:innen trotz guter Schilddrüsenwerte im Blut unter Symptomen einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder depressiven Stimmungslagen leiden. Mögliche Gründe für dieses Phänomen sind Fehlfunktionen von sogenannten Transportern und Rezeptoren, die die Schilddrüsenhormone vom Blut in die Körperzellen schleusen sollen. Deren Funktion und die tatsächlichen Wirkspiegel im Gewebe können mit den bislang verfügbaren Bluttests leider (noch) nicht bestimmt werden. Bis solche Verfahren im klinischen Alltag eingesetzt werden können, ist man auf die bestehenden Methoden angewiesen und muss aus diesen das Beste daraus machen.

Das ist sehr gut möglich, denn Schilddrüsenhormone wirken im Prinzip wie Energielieferanten für viele Organe und Körperfunktionen. Bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen (Hypothyreose) kommt es daher zu einer Drosselung und Verlangsamung verschiedener körperlicher und seelischer Prozesse. Typische Folgen einer Unterfunktion sind eine ausgeprägte Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit oder eine depressive Verstimmung. Bei derartigen Symptomen sollte daher immer auch an die Schilddrüse gedacht und die Schilddrüsenfunktion abgeklärt werden. Schilddrüsenbedingte Symptome wie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit bessern sich bei optimaler medikamentöser Behandlung meist innerhalb von 6 bis 8 Wochen.

Das kann sein und das kann verschiedene Ursachen haben: Eine Möglichkeit ist eine zu geringe Dosierung von Schilddrüsenhormon-Tabletten bei der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion, z. B. bei einer Hashimoto-Thyreoiditis, nach einer ausgedehnten Schilddrüsenoperation oder nach einer radikalen Radiojodtherapie. Andere mögliche Ursachen sind eine gestörte Aufnahme der Hormonpräparate über den Magen-Darm-Trakt oder eine gestörte Umwandlung von T4 in das viel wirksamere T3 im Körper des Patienten. Neben einer Anpassung der Thyroxin-Dosis können andere Einnahmezeitpunkte, Stückelungen der Dosen und manchmal auch andere Hormonpräparate (z. B. T4/T3-Kombinationspräparate) helfen. Grundsätzlich ist zudem zu berücksichtigen, dass es auch bei optimal eingestellten Schilddrüsenpatienten noch andere Gründe für Müdigkeitsgefühle geben kann und die Abgrenzung mitunter schwierig ist.

Schilddrüsenhormone regulieren auch den Hirnstoffwechsel. Bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen (Hypothyreose) kommt es zu einer Verlangsamung verschiedener Gehirnfunktionen. Typische Folgen sind Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen und vor allem verschiedene Symptome aus dem depressiven Formenkreis. Etwa die Hälfte aller Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion leidet unter depressiven Symptomen, aber nicht jede Depression ist durch eine Hypothyreose bedingt. Nicht selten bestehen allerdings Überschneidungen oder gegenseitige Wechselwirkungen zwischen psychiatrischen und endokrinen Erkrankungen. Bei depressiven Symptomen und anderen psychischen Veränderungen sollte daher immer auch an die Schilddrüse gedacht werden. Bei richtiger medikamentöser Hormoneinstellung bessern sich schilddrüsenbedingte depressive Symptome meist innerhalb von 6 bis 8 Wochen.

Das ist grundsätzlich möglich. Als Energielieferanten steigern Schilddrüsenhormone auch die Stoffwechselfunktionen im Gehirn. Gibt es zu wenig Schilddrüsenhormone (Hypothyreose), leiden viele Patienten unter depressiven Verstimmungen. Hypothyreosebedingte Depressionen bessern sich nach medikamentöser Beseitigung der Schilddrüsenunterfunktion durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen meist innerhalb von 2 – 3 Monaten. Aber auch ohne eine Hypothyreose kann die zusätzliche Gabe von Schilddrüsenhormonen zur antidepressiven Standardbehandlung die Symptomatik bessern (sogenannte Augmentationstherapie).

Das ist grundsätzlich möglich, denn Schilddrüsenhormone beeinflussen auch den Hirnstoffwechsel und damit auch die geistige Leistungsfähigkeit. Bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen (Hypothyreose) werden auch verschiedene Hirnfunktionen verlangsamt und gedrosselt. Bei etwa 50 – 90 % der Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion können kognitive Funktionseinschränkungen wie Aufmerksamkeits-, Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen, verlangsamte Gedankengänge, Initiativlosigkeit, Stumpfheit oder Lethargie festgestellt werden. Hinzu kommen bei etwa der Hälfte der Patienten depressive Verstimmungen in unterschiedlich starken Ausprägungen. Bei Verdacht auf eine beginnende Demenz sollte daher immer auch die Schilddrüsenfunktion abgeklärt werden. Schilddrüsenbedingte geistige Einschränkungen bessern sich nach guter hormoneller Einstellung meist innerhalb von etwa 6 Wochen bis etwa 3 Monaten.

Das ist möglich. Neben der Verschlechterung vorbestehender Schilddrüsenerkrankungen durch die hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft gibt es eine spezielle Schilddrüsenentzündung, die ausschließlich bei Frauen kurz nach der Geburt eines Kindes auftritt. Sie trägt daher den Namen Postpartum-Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung nach der Geburt). Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung letztlich noch ungeklärter Ursache. Diese hat Ähnlichkeiten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis. In der Folge kann es zu einer kurzfristigen Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) mit den entsprechenden Symptomen kommen, viel häufiger ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) mit entsprechenden Folgen wie Antriebsarmut, Müdigkeit oder depressiven Verstimmungen. Da etwa 15 % der jungen Mütter unter depressiven Veränderungen leiden („Wochenbett-Blues“) leiden, sollte bei derartigen Problemen immer auch an die Schilddrüse gedacht werden. Bei richtiger medikamentöser Behandlung bessern sich schilddrüsenbedingte psychische Symptome meist innerhalb weniger Wochen. Die Postpartum-Thyreoiditis kann im Verlauf von selbst wieder komplett ausheilen.

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