Jod, Selen, Vitamine und Ernährung

Warum ist Jod so wichtig?

Ohne Jod, kein Schilddrüsenhormon. Es wird als Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die unter anderem für die Regulierung von Stoffwechselprozessen verantwortlich sind und das Körper- und Organwachstum anregen.

Der menschliche Körper kann Jod nicht selbst produzieren und auch nur sehr begrenzt speichern. Jod ist ein essenzielles Spurenelement. Das heißt: Das vom Körper benötigte Jod muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Es gelangt über den Magen-Darm-Trakt passiv ins Blut und von dort aktiv in die Schilddrüse. In der Schilddrüse werden bis zu 80 Prozent des täglich aufgenommenen Jods verbraucht.

Unser täglicher Jodbedarf und Jodmangel

Um genügend Schilddrüsenhormone bilden zu können, liegt der tägliche Jodbedarf für Erwachsene bei etwa 150 bis 200 Mikrogramm. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hat je nach Alter und Geschlecht einer Person bestimmte Empfehlungen der Jodzufuhr formuliert. Der tägliche Jodbedarf beträgt für:

Säuglinge 40 – 80 µg
Kinder, 1 – 9 Jahre 100 – 140 µgm
Kinder, 10 – 12 Jahre 180 µg
Jugendliche und Erwachsene 200 µg
Erwachsene über 50 Jahre 180 µg
Schwangere 230 µg
Stillende 260 µg

Jod ist für den Menschen unentbehrlich und lebensnotwendig – und zwar in jedem Lebensabschnitt – beginnend mit der Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Daher ist eine ausreichende Deckung des Jodbedarfs vor allem während einer bestehenden oder geplanten Schwangerschaft wichtig, denn jetzt müssen zwei Schilddrüsen mit Jod versorgt werden. Während bei der Mutter ein erhöhtes Risiko für eine Struma besteht, hängen beim heranwachsenden Baby die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems von einer guten Jod-Versorgung ab. Auch in Stillzeiten ist der Bedarf erhöht, weil das Jod mit der Muttermilch abgegeben wird. Werden dauerhaft geringere Dosen von Jod aufgenommen, spricht man von einem Jodmangel.

Symptome und Folgen von Jodmangel

Deutschland zählt zu den jodärmsten Regionen Europas. Vor Tausenden Jahren schwemmte die Gletscherschmelze das Spurenelement fort. Bis heute kommt Jod nur in sehr geringen Mengen in unseren Böden, Acker- und Weideflächen sowie im Trinkwasser vor und fehlt somit größtenteils in der tierischen und menschlichen Nahrung. Das Gebiet der heutigen Bundesrepublik wurde viele Jahre lang zum Jodmangelland erklärt und der Kropf war das sichtbare Zeichen dieses Defizits.

Zwar hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Die Jodaufnahme hat sich gegenüber 1975 nahezu verdoppelt, vor allem Neugeborene und Kinder haben heutzutage zumeist einen ausgeglichenen Jodhaushalt. Doch gehen Experten davon aus, dass mindestens ein Drittel, wenn nicht gar die Hälfte der deutschen Bevölkerung nach wie vor nicht optimal mit Jod versorgt ist. Das tägliche Defizit liegt bei schätzungsweise einem Drittel der Menge Jod, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt.

Deutsches Schilddruesenzentrum, Schilddruesenerkrankungen Struma 1
Patientin mit massiver Jodmangel-Struma
Als Folge können krankhafte Veränderungen oder Störungen der Schilddrüse auftreten. Jeder dritte Deutsche ist betroffen, ab dem 45. Lebensjahr sogar jeder Zweite. Am meisten verbreitet ist die Jodmangel-Struma, eine teilweise extreme Vergrößerung der Schilddrüse mit und ohne Knoten. Die Symptome eines Jodmangels zeigen sich jedoch meist schleichend, sodass anfangs kaum Beschwerden von Betroffenen wahrgenommen werden. Erst bei einer stärkeren Schilddrüsenunterfunktion sendet der Körper klare Warnsignale. Als typische Jodmangel Symptome gelten:

Wie kann ein Jodmangel ausgeglichen werden?

Einem akuten Jodmangel lässt sich am einfachsten über die Nahrung entgegenwirken. Die wichtigsten Jodlieferanten sind Seefische und Meerestiere. Sie sollten wenigstens zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen. Besonders jodhaltig sind Seelachs, Kabeljau und Scholle. Auch die konsequente Verwendung von jodiertem Speisesalz kann helfen, Defizite auszugleichen und Kröpfen vorzubeugen. Nennenswerte Jodmengen können zudem in Milch und Eiern vorkommen, allerdings ist hier die Fütterung der Tiere ausschlaggebend. Jodgehalt verschiedener Nahrungsmittel im Überblick:

Jodmittelwert pro 100g
essbarem Anteil (in µg)
Erforderliche tägl. Verzehrmenge
für 100 µg Jod (in g)
Fische
Schellfisch 74,0 135
Krabben 34,1 300
Scholle 10,5 950
Fleisch (mittelfett)
Schweinefleisch 3,0 3300
Rindfleisch 3,0 3300
Getreide
Roggenbrot 8,5 1200
Weißbrot 5,8 1700
Haferflocken 4,0 2500
Reis 2,2 4500
Eier
Hühnerei 9,7 1050
Gemüse
Spinat 20,0 800
Radieschen 8,0 1250
Kartoffeln 3,8 2650
Gurke 2,5 4400

Während in einigen Ländern das Problem durch Jodzufuhr im Trinkwasser gelöst wurde oder das Jodsalz schlicht zum Regelsalz gemacht wurde (wie etwa in der Schweiz seit den 1920er-Jahren), passierte hierzulande lange nichts.

Hilfe kam schließlich aus der Nahrungsmittelindustrie, die verstärkt jodiertes Speisesalz einsetzte. Das Gleiche gilt für Kantinen, Restaurants, Bäckereien und Metzgereien. Durch ein wachsendes Angebot an mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Speisen hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung wesentlich verbessert. Allerdings kann eine zusätzliche Jodaufnahme für Patienten mit bestimmten Schilddrüsenerkrankungen wie einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Schilddrüsenentzündung vom Typ Hashimoto auch schädlich sein.

Jod und Radioaktivität

Eine sehr wichtige Rolle kann Jod bei einer erhöhten Radioaktivität, wie z. B. einem Reaktorunfall spielen. Bei einem atomaren Unfall wird nämlich u. a. radioaktives Jod freigesetzt. Der menschliche Körper kann nicht zwischen normalem und radioaktivem Jod unterscheiden und nimmt auch radioaktives Jod in die Schilddrüse auf. Dort kann radioaktives Jod schwere Zellschäden bis hin zum Schilddrüsenkrebs verursachen. Die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse kann durch normales Jod blockiert oder zumindest reduziert werden. Das geschieht am effektivsten durch die Einnahme von Jodtabletten. Wichtig sind die rechtzeitige Einnahme und die richtige Dosierung. Die normalen im Handel befindlichen Jodtabletten zur Vorbeugung einer Struma enthalten viel zu geringe Joddosen für eine effektive radioaktive Jodblockade. Dafür gibt es spezielle Präparate. Diese werden von den zuständigen Behörden für mögliche Reaktorunfälle vorgehalten und sollen nur auf ausdrückliche Aufforderung der entsprechenden Behörden eingenommen werden.

Selen

Genauso wie Jod ist auch Selen ein wichtiges Spurenelement, das nicht vom Körper gebildet und daher mit der Nahrung aufgenommen werden muss. In der Schilddrüse ist Selen an der Produktion der Schilddrüsenhormone und im Körper bei der Umwandlung von T4 in das viel aktivere T3 beteiligt. Ein Selenmangel kann sich somit sehr negativ auf die Schilddrüsenfunktion auswirken. Als sogenanntes Antioxidans kann Selen zudem Entzündungsprozesse wie z. B. bei der Hashimoto-Thyreoiditis mildern. Daher wird Selen auch bei diesen Erkrankungen als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene tägliche Menge für die Selenaufnahme bei Erwachsenen liegt in einer Größenordnung von etwa 60 – 70 Mikrogramm. Viel Selen enthalten z. B. Nüsse, insbesondere Paranüsse, verschiedene Kohlsorten, Zwiebelgemüse, Pilze und Linsen. Bei einer normalen Ernährung ist ein krankhafter Selenmangel in Deutschland insgesamt selten. Die Diagnose erfolgt durch eine Blutuntersuchung. Ein Mangel kann entweder durch eine entsprechende Ernährung und/oder Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden.

Vitamine und Ernährung

Für eine gesunde Schilddrüse ist eine gesunde Ernährung und insbesondere eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen und anderen Vitaminen wichtig. Neben einer ausreichenden Versorgung mit Jod und Selen sind aber auch andere Vitamine wie z. B. Vitamin B und D wichtig. Den meisten dürfte bekannt sein, dass Vitamin D sehr wichtig für einen gesunden Knochenstoffwechsel ist. Weniger bekannt ist, dass Vitamin D auch einen bedeutsamen Einfluss auf die Schilddrüse hat. So wurde z. B. festgestellt, dass Patienten mit zu geringen Vitamin-D-Spiegeln im Blut vergleichsweise häufiger erhöhte Schilddrüsen-Antikörper (TPO-AK, z. B. wichtig für die Hashimoto-Thyreoiditis) aufweisen und bei einer Hashimoto-Thyreoiditis dann auch häufiger an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Bei einem im Blut nachweisbaren relevantem Mangel an Vitamin D sollte dieser durch entsprechende Ernährung, Verhalten (ausreichende Sonneneinstrahlung) oder Medikamente ausgeglichen werden. Bei Schilddrüsenerkrankungen ohne Nachweis eines Vitamin-D-Mangels wird die unkontrollierte Aufnahme von Vitamin D mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln oder entsprechenden Medikamenten von den meisten Experten abgelehnt.
Bei einer ausgewogenen gesunden Mischkost ist eine Unterversorgung mit Spurenelementen oder Vitaminen in unseren Breiten unwahrscheinlich, bei einseitiger Ernährung aber auch in Deutschland immer noch möglich. Patienten müssen aber wissen, dass es trotz einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen kommen. Mögliche Ursachen sind eine genetische Disposition, also eine vererbte Anfälligkeit, oder externe Umwelteinflüsse.

Kropffördernde Substanzen

Substanzen, die eine Vergrößerung der Schilddrüse fördern, was man umgangssprachlich als „Kropf“ medizinisch als „Struma“ oder englischsprachig als „groiter“ bezeichnet, bezeichnet man entsprechend als „goitrogen“ oder „strumigen“. Die strumigene Wirkung geschieht über eine Drosselung der Schilddrüsenhormonproduktion, entweder durch direkte Hemmung der Schilddrüsenhormonsynthese und/oder der Jodaufnahme in die Schilddrüse. Dadurch werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, was zu einer vermehrten Ausschüttung des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) führt, was wiederum eine Vergrößerung der Schilddrüse bewirkt. Zu den mit der Nahrung aufgenommen strumafördernden Stoffen gehören z. B. Substanzen in Zwiebeln, Maniok, Soja, Tofu, Wal- und Erdnüssen oder auch in vielen Kohlsorten, wobei die goitrogenen Substanzen beim Kochen meist weitgehend entschärft werden. Patienten mit Schilddrüsenvergrößerungen sollten auf übermäßigen und einseitigen Konsum entsprechender Nahrungsmittel verzichten, bei einer normalen und gesunden Mischernährung können solche Substanzen aber auch im Hinblick auf die Schilddrüse ohne schlechtes Gewissen konsumiert werden.

Häufige Fragen

Ohne Jod kann kein Schilddrüsenhormon produziert werden. Daher ist eine ausreichende Jodaufnahme wichtig für die Schilddrüse und deren Funktion. Am besten geschieht das durch eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung. Zu viel Jod kann aber auch schädlich sein. So gibt es z. B. Schilddrüsenerkrankungen, die sich durch eine übermäßige Jodaufnahme verschlechtern können. Dazu zählen Erkrankungen wie der M. Basedow oder die sogenannte Autonomie, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führen können. Wenn Betroffene hohe Jodmengen zu sich nehmen, schütten sie quasi Öl ins Feuer, sodass und es dann zu einer dramatischen Überfunktion kommen kann. Aber auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis, die im Verlauf häufig zu einer Unterfunktion (Hypothyreose) führt, wird vor einer zu hohen Jodaufnahme gewarnt, denn es gibt Hinweise, dass eine sehr hohe Jodaufnahme z. B. durch Nahrungsergänzungsmittel oder eine sehr einseitige jodhaltige Ernährung sowohl den Ausbruch als auch den Verlauf dieser Autoimmunerkrankung negativ beeinflussen kann.

Das meiste Jod im menschlichen Körper befindet sich in der Schilddrüse und kann dort nicht direkt gemessen werden. Der Jodspiegel kann im Blut oder Urin bestimmt werden. Da etwa 85 – 90% des im Körper befindlichen Jods mit dem Urin ausgeschieden wird, gilt die Bestimmung des Jodgehaltes im Urin als wichtiger und zudem praktikabler Indikator für die Jodversorgung. Je nach Urinkonzentration wird die Jodversorgung nach der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) in 6 Stufen eingeteilt:

Mikrogramm Jod pro Liter Urin
schwerer Jodmangel: weniger als 20
moderater Jodmangel: 20 – 49
milder Jodmangel: 50 – 99
ausreichende Jodversorgung: 100 – 199
Jodüberversorgung: 200 – 299
Jodüberschuss: größer als 300

* Ausnahme sind schwangere und stillende Frauen

Es gibt zwar klassische Symptome des chronischen Jodmangels wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit, die auf einen Jodmangel hindeuten können, objektiv lässt sich ein tatsächlicher Jodmangel nur mithilfe einer Laborbestimmung feststellen. Das erfolgt in der Regel indirekt durch die Messung der Jodausscheidung im Urin. Hierfür hierzu gibt es auch verschiedene Selbst-Tests. Bei einfachen Verfahren wird der Jodgehalt des Urins auf Teststreifen abgeschätzt, bei anderen Verfahren wird der Jodgehalt exakt bestimmt. Dazu wird zu Hause eine Urinprobe entnommen, in vorbereiteten Utensilien postalisch an ein Labor versandt und dort ausgewertet. Diese Selbst-Tests sind kostenpflichtig und werden in der Regel nicht von den Krankenkassen erstattet.

Nachdem sich die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten durch verschiedene Maßnahmen (z. B. Jodanreicherung im Speisesalz oder in Fertiglebensmitteln, vermehrter Verzehr von jodreichen Lebensmitteln wie z. B. Seefisch) gebessert hat, zeigen aktuelle Stichproben, dass es wieder zu einer Verschlechterung gekommen ist und Deutschland nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut als „Jodmangelgebiet“ einzustufen ist. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sowie in der Schwangerschaft kenn ein Jodmangel sehr nachteilige Folgen haben und sollte daher unbedingt vermieden werden.

Jod ist ein unverzichtbarer Baustein für die Produktion von Schilddrüsenhormonen und daher ist eine ausreichende Jodaufnahme überlebenswichtig. Bei bestimmten Erkrankungen ist ein zu viel an Jod allerdings schädlich bis gefährlich. Bei der Schilddrüsenautonomie oder dem M. Basedow, die mit einer gesteigerten Hormonsynthese und einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen, wird mit zu viel Jod gewissermaßen Öl ins Feuer geschüttet und es kann dann zu einer gefährlichen Verschlechterung der Überfunktion kommen. Auch Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis, bei der es im chronischen Verlauf häufig zu einer Unterfunktion kommt, sollten nicht zu viel Jod aufnehmen, da sich ein übermäßiger Jodkonsum durch Nahrungsergänzungsprodukte oder einseitige jodhaltige Diäten (z. B. Algen, Meeresfrüchte) ungünstig auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirken kann. Eine Ausnahme besteht bei Hashimoto-Patientinnen während der Schwangerschaft. Im Zweifelsfall die optimale Jodaufnahme mit dem Arzt abklären.

Ohne Jod kann kein Schilddrüsenhormon produziert werden. Daher ist eine ausreichende Jodaufnahme wichtig für die Schilddrüse und deren Funktion. Am besten geschieht das durch eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung. Zu viel Jod kann aber auch schädlich sein. So gibt es z. B. Schilddrüsenerkrankungen, die sich durch eine übermäßige Jodaufnahme verschlechtern können. Dazu zählen Erkrankungen wie der M. Basedow oder die sogenannte Autonomie, die zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führen können. Wenn Betroffene hohe Jodmengen zu sich nehmen, schütten sie quasi Öl ins Feuer, sodass und es dann zu einer dramatischen Überfunktion kommen kann. Aber auch bei der Hashimoto-Thyreoiditis, die im Verlauf häufig zu einer Unterfunktion (Hypothyreose) führt, wird vor einer zu hohen Jodaufnahme gewarnt, denn es gibt Hinweise, dass eine sehr hohe Jodaufnahme z. B. durch Nahrungsergänzungsmittel oder eine sehr einseitige jodhaltige Ernährung sowohl den Ausbruch, als auch den Verlauf dieser Autoimmunerkrankung negativ beeinflussen kann.

Jod ist ein wichtiges Spurenelement für die Schilddrüse. Ohne Jod kann kein Schilddrüsenhormon produziert werden, zu viel Jod kann aber auch schädlich sein. Untersuchungen aus verschiedenen Regionen der Welt zeigen, dass es nach Zunahme der durchschnittlichen täglichen Jodaufnahme zum häufigeren Nachweis von TPO-Antikörpern im Blut als Hinweis auf eine Hashimoto-Thyreoiditis und bei sehr hoher Jodaufnahme bei Patienten mit erhöhten TPO-Antikörpern auch häufiger zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kommt. Letztlich erlaubt die aktuelle Datenlage aber noch keine abschließende Bewertung darüber, welche genauen Dosen bei welchen Patienten tatsächlich schädlich sind. Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis wird allerdings geraten, auf die Einnahme zusätzlicher Jodpräparate oder auf eine einseitige Ernährung mit sehr jodreichen Nahrungsmitteln (z. B. Algen) zu verzichten. Das gilt ganz ausdrücklich nicht für schwangere Hashimoto-Patienten.

Selen ist wie Jod ein wichtiges Spurenelement, das nicht vom Körper gebildet werden kann und daher mit der Nahrung aufgenommen werden muss. In der Schilddrüse ist Selen an der Produktion der Schilddrüsenhormone und der Umwandlung von T4 in das viel wirksamere T3 beteiligt. Zudem kann Selen Entzündungsprozesse mildern. Ein Selenmangel kann sich sehr negativ auf die Schilddrüsenfunktion auswirken. Bei einer normalen und ausgewogenen Ernährung ist ein relevanter Selenmangel in Deutschland eher unwahrscheinlich. Da Selen vor allem in tierischen Produkten vorkommt, kann es bei einer veganen Ernährung schon mal eher zu Mangelzuständen kommen. Viel Selen enthalten z. B. Nüsse, insbesondere Paranüsse, verschiedene Kohlsorten, Zwiebelgemüse, Pilze und Linsen.

Selen ist ein natürlich vorkommendes Spurenelement, das nicht vom Körper gebildet werden kann und das daher mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Selen ist sehr wichtig für die Schilddrüse. Es ist u. a. an der Umwandlung des Schilddrüsenhormons Thyroxin in das viel stärker wirksame Trijodthyronin beteiligt, sodass ein chronischer Selenmangel an der Schilddrüse zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen kann. Ob durch einen Selenmangel auch das Risiko für die Entstehung einer Hashimoto-Thyreoiditis, eines Schilddrüsenknotens oder sogar eines Schilddrüsenkarzinoms steigt, wird diskutiert, ist aber bislang unbewiesen. Außerhalb der Schilddrüse kann ein chronischer Selenmangel zu sehr unterschiedlichen und häufig wenig spezifischen Beschwerden führen:

  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Abgeschlagenheit
  • Wassereinlagerungen
  • Infektanfälligkeit
  • Verminderte
  • Fruchtbarkeit beim Mann
  • Gelenk- und Muskelbeschwerden
  • Weiße Flecken auf der
  • Haut
  • Dünne Haare, Haarausfall
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • und vieles mehr

Ja, denn wie jedes Spurenelement kann auch Selen bei falscher Dosierung schädlich sein. Wird dauerhaft zu viel Selen aufgenommen, wird das als Selenose bezeichnet. Dann kann es zu neurologischen Störungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall kommen. Zusätzlich können Haarausfall, gestörte Nagelbildung und ein knoblauchartiger Geruch der Atemluft auftreten und das Risiko für das Auftreten einer Diabetes-Erkrankung steigt. Bei Aufnahme sehr großer Selenmengen im Grammbereich kann es zu einer akuten Selenvergiftung und in der Folge zu lebensgefährlichem Herzversagen und Kammerflimmern kommen. Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene tägliche Menge für die Selenaufnahme bei Erwachsenen liegt in einer Größenordnung von etwa 60 – 70 Mikrogramm, das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen wird bei Erwachsenen bis zu einer täglichen Zufuhr von 300 Mikrogramm Selen als gering angesehen. Die meisten käuflichen Selenpräparate enthalten bis etwa 200 Mikrogramm Selen pro Kapsel bzw. Einzeldosis.

Das kommt darauf an. Selen gibt es nämlich als verschreibungspflichtiges Arzneimittel, als rezeptfreies Arzneimittel oder als Nahrungsergänzungsmittel. Nahrungsergänzungsmittel gelten nach deutschem Recht als Lebensmittel und sind ebenso wie rezeptfreie Arzneimittel grundsätzlich keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie können daher auch nicht vom Arzt zulasten der Kasse verordnet werden. Das gilt auch für die routinemäßige Rezeptur von Selen bei der Hashimoto-Thyreoiditis oder bei Schilddrüsenkarzinomen. Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten für Selen in der Regel nur, wenn ein Selenmangel im Blut nachgewiesen wurde, der Mangel durch eine normale Ernährung nicht zu beheben ist, die Selen-Präparate mehr als 70 Mikrogramm als Tagesdosis enthalten, und zudem auf einem Kassenrezept verordnet werden. Bei Privatkassen erfolgt in der Regel eine Einzelfallprüfung.

Den meisten dürfte bekannt sein, dass Vitamin D sehr wichtig für einen gesunden Knochenstoffwechsel ist. Weniger bekannt ist, dass Vitamin D auch einen Einfluss auf die Schilddrüse hat. So wurde z. B. festgestellt, dass Patienten mit zu geringen Vitamin-D-Spiegeln im Blut vergleichsweise häufiger erhöhte Schilddrüsen-Antikörper (TPO-AK, z. B. wichtig für die Entstehung einer Hashimoto-Thyreoiditis) aufweisen, und dass es bei Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis und einem zusätzlichen Vitamin-D-Mangel häufiger zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kommt. Darum wird Hashimoto-Patienten immer wieder die Einnahme von zusätzlichen Vitamin-D-Präparaten empfohlen. Experten warnen allerdings vor einer unkontrollierten Einnahme. Vor einer solchen Therapie sollte erst einmal der Vitamin-D-Spiegel im Blut kontrolliert werden. Ein möglicher Vitamin-D3-Mangel kann auch durch eine gute Ernährung und ausreichende Sonneneinstrahlung verbessert werden.

Das geht. Dazu müssen Schilddrüsenpatienten wissen, dass Vitamin-D ist nicht für einen gesunden Knochenstoffwechsel, sondern auch für die Schilddrüse wichtig. So leiden etwa Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel vergleichsweise häufiger an einer Hashimoto-Thyreoiditis und an einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) als Patienten mit normalen Vitamin-D-Werten. Darum wird Schilddrüsenpatienten in einigen Internet-Foren pauschal die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten empfohlen. Die Einnahme solcher Präparate ergibt allerdings nur Sinn bei einem nachweisbaren Vitamin-D-Mangel, der nicht durch eine entsprechende Ernährung oder einer ausreichenden Sonneneinstrahlung ausgeglichen werden kann. Voraussetzung ist also zunächst die Überprüfung der Vitamin-D-Spiegel im Blut. Das macht in der Regel der Hausarzt oder der Endokrinologe. Es gibt aber auch käufliche Tests, mit denen jeder sein Vitamin-D selbst bestimmen kann. Einfachere sogenannte semiquantitative Test-Verfahren kann man komplett selbstständig zu Hause durchführen. Bei Tests, mit denen genaue Werte ermittelt werden, erfolgt die Analyse in einem richtigen Labor aus einem Blutstropfen, den man sich selbst abnimmt und der dann mit einem mitgelieferten Medium an ein medizinisches Labor eingesandt wird. Solche Tests kann man in Apotheken erhalten oder im Internet bestellen, sie werden allerdings nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Eine gesunde Ernährung ist generell wichtig, auch für die Schilddrüse und deren Funktion, wobei insbesondere eine ausreichende Versorgung mit den Spurenelementen Jod und Selen eine unabdingbare Voraussetzung für eine ausreichende Hormonproduktion ist. Als sehr günstig wird eine sogenannte mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Olivenöl, Fisch und vergleichsweise wenig Fleisch angesehen. Bei einer ausgewogenen gesunden Mischkost ist eine Unterversorgung in unseren Breiten unwahrscheinlich, bei einseitiger oder veganer Ernährung aber auch in Deutschland immer noch möglich. Aber trotz einer gesunden und ausgewogenen Ernährung kann es zu verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen kommen. Mögliche Ursachen sind eine genetische Disposition, also eine vererbte Anfälligkeit, oder externe Umwelteinflüsse.

Ja. Zu den mit der Nahrung aufgenommen Struma fördernden Stoffen gehören z. B. Substanzen in Zwiebeln, Maniok, Soja, Tofu, Wal- und Erdnüssen oder auch in vielen Kohlsorten, wobei die goitrogenen Substanzen beim Kochen meist weitgehend entschärft werden. Die strumigene Wirkung geschieht über eine Drosselung der Schilddrüsenhormonproduktion durch direkte Hemmung der Schilddrüsenhormonsynthese und/oder der Jodaufnahme in die Schilddrüse. Dadurch werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, was zu einer vermehrten Ausschüttung des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) führt, was wiederum eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) bewirkt. Patienten mit Schilddrüsenvergrößerungen sollten auf übermäßigen und einseitigen Konsum entsprechender Nahrungsmittel verzichten, bei einer normalen und gesunden Mischernährung können solche Substanzen aber auch im Hinblick auf die Schilddrüse ohne schlechtes Gewissen konsumiert werden.

In vielen Internetforen wird über den Nutzen einer glutenfreien Ernährung bei der Hashimoto-Thyreoiditis diskutiert. Dazu muss man wissen, dass Hashimoto-Patienten überproportional häufig an einer Glutenunverträglichkeit leiden als Menschen ohne Hashimoto-Thyreoiditis. Daher wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen vermutet. In einigen Studien wurde daher untersucht, ob eine glutenfreie Ernährung auch bei Hashimoto-Patienten, die nicht an einer Glutenunverträglichkeit leiden, von Nutzen ist. In einigen Untersuchungen wurden lediglich isolierte Verbesserungen bestimmter Parameter wie Blutspiegel der TPO-Antikörper oder des TSH festgestellt. Die Autoren einer unlängst publizierten systematischen Analyse publizierter wissenschaftlicher Studien kommen allerdings zu dem Schluss, dass eine glutenfreie Ernährung bei Hashimoto-Patienten ohne eine nachgewiesene Glutenunverträglichkeit keine relevanten Vorteile erbringe und medizinisch nicht zu rechtfertigen sei.

Bei einer Kernspaltung fällt unter anderem radioaktives Jod 131 an. Dieses radioaktive Jod wird wie normales Jod über die Luft oder die Nahrung vom Körper aufgenommen und dann in die Schilddrüse transportiert. Dort verursacht das radioaktive Jod durch seine sogenannte Betastrahlung je nach Stärke der Dosis unterschiedlich schwere Zellschäden. In geringer Dosierung kann dieser Effekt sogar therapeutisch genutzt werden, indem z. B. bei einer Radiojodtherapie überfunktionierende und zu viel schilddrüsenhormonproduzierende Schilddrüsenzellen oder jodsensible Schilddrüsenkrebszellen geschädigt und zerstört werden. Bei einer hohen radioaktiven Dosis, wie z. B. bei einem atomaren Reaktorunfall, kann es zu schwerwiegenden Zellschädigungen und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu einem erheblich gesteigerten Risiko für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs kommen. Daher soll die Schilddrüse bei einem Reaktorunfall mit normalem Jod blockiert und so die Aufnahme von radioaktivem Jod verhindert werden.

Ja, denn radioaktives Jod gelangt über die Luft oder das Wasser in die Schilddrüse und kann dort erhebliche Schäden anrichten. Die Schilddrüse kann nicht zwischen normalem und radioaktivem Jod unterscheiden. Beide Jodarten benutzen dieselben Kanäle zur Einschleusung in die Schilddrüsenzellen. Diese Kanäle haben nur eine beschränkte Transportkapazität. Um bei einem Atomunfall die Aufnahme von radioaktivem Jod so gering wie möglich zu halten, können diese Kanäle mit normalem Jod blockiert werden. Entscheidend sind der richtige Einnahmezeitpunkt und die richtige Dosis der Jodtabletten. Die Jodtabletten dürfen nicht zu früh, also bevor das radioaktive Jod überhaupt da ist, und vor allem nicht zu spät eingenommen werden, denn wenn das radioaktive Jod einmal in der Schilddrüse ist, kann es nicht mehr unschädlich gemacht werden. Die Dosis der „normalen“ Jodtabletten zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen oder zur Nahrungsergänzung ist für eine effektive Jodblockade viel zu gering. Für die Jodblockade bei einem Atomunfall gibt es spezielle Kaliumjodid-Tabletten. Diese sind nicht für alle Menschen geeignet und für manche sogar gefährlich (z. B. Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion). Daher sollten bei einem Atomunfall unbedingt die Empfehlungen der Ärzte und der zuständigen Katastrophenschutzbehörden befolgt werden.

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